dates & events


 | täglich alles
 | das ganze monat
 | a.c.t.i.o.n. - dates per mail

 | termine
 | eintragen  

user services


 | messages  | preferences

 | logout  | anmelden  | passwort vergessen?

free4u


 | anmeldung für eine eigene seite bei action.at

search


 | suche auf action.at

sitemap

_>


about


 | konzept  | statuten  | people

 

dates & eventes



Bauch der Stadt-Eine Filmreihe von Helmut Weihsmann im Kino Cinemagic


05.02.2005, 19:30 - 08.02.2005, 19:30

LichtBlick präsentiert in Kooperation mit dem HTU-Cinestudio im Cinemagic,Friedrichsstr.4,1010
Die Kartenreservierungsnummer im Cinemagic: 01/5864303


Bauch der Stadt
Eine Filmreihe von Helmut Weihsmann
Programm Übersicht


Do 3.2.05 19.00: Eröffnung im Depot Wien
Round-Table-Gespräch mit Publikumsdiskussion

Sa 5.2.05, 19.30: Nahrung vom Reißbrett
• Bäuerliches Brotbacken
• In einer Weißbäckerei
• Werdegang des Brotes – Die Anker Brotfabrik
• Milch und Brot
• Aus unserer Milchwirtschaft –Der Tiroler Milchhof
• Tomato Production in California

So 6.2.05, 19.00: Hunger & Profit
• Septemberweizen

So 6.2.05, 21.15: Fleischeslust
Zu Beginn als Auftakt:
> extrawurst-selbstgemacht
R: Kathrin Drechsler/Wolfgang Wendling/Michael Mähring. A. 2004. 5 min. DVD
Erstpräsentation in Anwesenheit der Gruppe Rauschundluxus, Wien

• Fleisch und Wurst, woher kommen sie?
• Beef Production in Colorado
• Le Sang des bètes (Das Blut der Tiere)

Mo 7.2.05, 19.30: Lager & Märkte
• Der Markt (Filmlexikon der Wirtschaft)
• Markt in Berlin (Markt am Wittenbergplatz)
• De Markthallen van Parjs (Die Markthallen
von Paris)
• Wie Mütter einkaufen, ADEG Supermarkt

Di 8.2.05, 19.30: Waste &Taste – Die kreative Abfallgesellschaft
• Les glaneurs et la glaneuese (Der Sammler und
die Sammlerin)

Referate und Diskussionen
Den Blick schärfen – Der theoretische
Teil von Bauch der Stadt
(exkl. 3.2.: jeweils nach der '...es wird den Menschen nichts geschenkt, sie müssen sich alle Güter erst erarbeiten, es wird ihnen kein auch nur halbwegs fertiger Tisch gedeckt.' (Ernst Bloch / Das Prinzip Hoffnung)


Was passiert, bis das Essen (mehr oder weniger üppig, je nach sozialer Gegebenheit) auf den Tisch kommt? Wer sitzt in der Mitte des Tisches und wer erhält die Brosamen? Wo wird das Mahl aufbereitet und wer hat vorher daran verdient, dass 'Hunger der beste Koch' ist? Wie verläuft der Weg von der Feuerstelle zur Einbauküche? Was können wir (noch) verdauen?
Was Markt und Küche über Gesellschaft und Stadtleben sagen...
Veranstaltungsorte:
cinemagic, Friedrichstr. 4, 1010 Wien

Depot Wien, Breite Gasse 3, 1070 Wien

Die Reihe "Bauch der Stadt" wird von Referaten und Diskussionen begleitet.
Bauch der Stadt


Kurze Vorrede

Inwieweit beeinflussen Architektur, Kochen und Ernährung einander wechselseitig? Durch die Verknüpfung so unterschiedlicher Bereiche wie Ernährung und Architektur, sowie mittels der Gegenüberstellung zweier Sozialräume und – systeme soll anhand von unterschiedlichen Perspektiven ein Spannungsbogen entstehen, welcher, vergleichend zwischen Bau-, Stadt-, Koch – und Esskultur mögliche Parallelitäten und Widersprüche aufzeigt.
Zunächst die grundlegende Frage: Sind sowohl
globale Ernährung als auch globale Stadtkultur (Urbanität) und
Wahrnehmung (Ästhetik) Werkzeuge einer weltumspannenden, alles
umfassende Vereinheitlichungsstrategie oder sind sie eine Reaktion auf die
"Globalisierungsfalle"? Beeinflusst von modischen Trends, vor allem aber von
wirtschaftlichen, sozialen, politischen Umständen ist die Domäne unserer
Küche ebenso wie die Architektur und Urbanität ein kultureller Indikator und zur gleichen Zeit ein suggerierender Mittler unserer Gesellschaft.

Kalendarium
(Detailliertes Programm mit Credits siehe Seite 11)



Nahrung vom Reißbrett 5. Februar 2005, 19.30 Uhr

· Bäuerliches Brotbacken
· In einer Weißbäckerei
· Werdegang des Brotes - Die Anker Brotfabrik
·
Milch und Brot
· Aus unserer Milchwirtschaft - Der Tiroler Milchhof
· Tomato Production in California

(Gesamtdauer 82 min)
Wie die natürliche Nahrung vom Bauernhof durch die mechanisierten Massenartikel der Supermärkte ersetzt wurde...



Hunger & Profit 6. Februar 2005, 19.00 Uhr

· September Weizen (R: Peter Krieg, BRD 1979-1980, 96 min)

Die Vermarktung des Weizens in den USA vom Anbau bis zum Endprodukt Brot. Der ehemalige STERN-Journalist und Filmemacher Peter Krieg befasst sich mit alten und neuen Mythen der Kulturindustrie, der Weltwirtschaftspolitik und der Ernährungswissenschaft, und kommt dabei zum Ergebnis, dass die Mechanismen sich
seit jeher nicht geändert haben. Der Mythos von Josef, dem biblischen Ernährer, dient beispielsweise als Prototyp. Der amerikanische Prediger im Weizenfeld trägt diesen Mythos mit demselben ungebrochenen Pathos vor, mit dem auch die modernen Mythen in der Medienpropaganda verbreitet werden ­ sei es der Hungerhilfe, der Ernährungspolitik der WHO, des Getreidehandels oder der Werbung der großen Nahrungsmittelkonzerne.



Fleischeslust 6. Februar 2005, 21.15 Uhr
Zu Beginn als Auftakt:
> extrawurst-selbstgemacht
R: Kathrin Drechsler/Wolfgang Wendling/Michael Mähring. A. 2004. 5 min. DVD
Erstpräsentation in Anwesenheit der Gruppe Rauschundluxus, Wien


· Fleisch und Wurst woher kommen sie?
· Beef Production in Colorado
· Le Sang des bêtes [Das Blut der Tiere]
(Gesamtdauer: 53 min)
Vom Schlachten: Der Tod am Fließband.

Le Sang des Bètes (Das Blut der
Tiere):

"Georges Franju, geboren 1912, Mitorganisator der Cinèmathèque francaise, begann 1948 seine professionelle Tätigkeit beim Film mit dem Streifen ,Le sang des bètes`(Das Blut der Tiere) über den Pariser Schlachthof in La Chepelle. Das (...) war nicht nur eine Offenbarung eines neuen Talentes, sondern auch eines neuen Stils im Dokumentarfilm. Franju verhehlte nie seine Beziehung zum Surrealismus und die surrealistische Behandlung ist auch der Schlüssel zum Erfolg des Films ,Das Blut der Tiere`. Die Realität ist grausam und die erste Aufgabe des Schöpfers ist es, sie auf der Leinwand zu zeigen.
Das was Bunuels Methode in ,Las Hurdes`(Land ohne Brot, 1932). Den selben Weg beschritt Franju. In den kontrastierenden Bildern, im Kontrapunkt von gesprochenen Text und dem Bild auf der Leinwand meldet sich der Dichter zu Wort. Ohne Überspanntheit und gekünstelte Effekte, gelingt es dem Regisseur den Zuschauer anzusprechen und ihn zum Protest gegen die Grausamkeit zu entflammen. Der Film beginnt eher idyllisch, mit einer Vorortlandschaft (menschenleeren Weiten) und plötzlich, beim Öffnen der Tore zum Schlachthof, der Schock: wehrlose, dem Massaker ausgelieferte Tiere. Treffend charakterisierte Freddy Buache Franjus Methode der filmischen Erzählweise mit zwei Besonderheiten: erstens, die Annäherung in konzentrischen Kreisen, und zweitens, die lyrische Explosion die darauf folgt. Von allgemeinen Bildern, die das Schlachthaus zeigen, nähert sich er dem Moment, in dem das weiße Pferd
getötet wird. Sein Tod ist wie eine Explosion, wie ein Protestschrei." (Jerzy Toeplitz, Geschichte des Films, Henschel Verlag)


Lager und Märkte 7. Februar 2005, 19.30 Uhr

· Der Markt [Filmlexikon der Wirtschaft]
· Markt in Berlin [Markt am Wittenbergplatz]
· De Markthallen van Parjs [Die Markthallen von Paris]
· Every Day Except Christmas [Convent Garden Market]
· Wie Mütter einkaufen ADEG
Supermarkt
· Gotham Garden [Slumgärten in Manhattan]

(Gesamtdauer 95 min)
Der Markt ist nicht nur das Zentrum einer jeden Stadt, sonder er ist der Ursprung der Stadt


Waste & Taste - Die kreative Abfallgesellschaft 8. Februar 2005, 19.30 Uhr

· Les glaneurs et la glaneuse [Der Sammler und die
Sammlerin] (Regie: Agnès Varda, F 2000, 82 min, OmU)

Der Müll, die Stadt und ein besonderer "Aufklärungsfilm", der den Zusammenhang von Konsumation und Abfall intelligent und witzig reflektiert – ein phantasievoller und leichtfüßiger Versuch, über den Abfall im Endstand
der Produktions- und Konsumkette zu philosophieren.
Agnès Varda reist mit einer tragbaren digitalen Handkamera durch Frankreich und verbindet ihre Impressionen mit den Lebensbedingungen von am Rande der Konsumgesellschaft lebenden Existenzen. Sie reflektiert über den physischen
Verfall der stofflichen Welt einschließlich ihres eigenen Körpers ebenso wie über den unausweichlichen Ver- und Abfall innerhalb der Konsumgesellschaft. In Tagebuchform filmt sie denkwürdige Situationen und merkwürdige Menschen, die entweder aus reiner Not oder purer Leidenschaft oder bloß zwanghaft Dinge sammeln und aufheben, (wieder-) verwerten und verkaufen, die von einer verschwenderischen und kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung achtlos weggeworfen wurden.




Von Mamas Küche zu den Global Players






Überlegungen zur Thematik der Filmreihe "Bauch der Stadt"

von Helmut Weihsmann




Betrachtet man die Geschichte der Ernährung, dann zeigt sich frühzeitig ein Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen oder sozialen Entwicklungen und Urbanisierungsformen. So bezeichnen Anthropologen und Ethnologen die Entwicklung des Ackerbaues, der den homo sapiens vom Nomadendasein abbringt und ihn an einen Ort sesshaft macht, als Ursache erster Siedlungsformen und Urbanisierungserscheinungen. Zwangsläufig ergeben sich in weiterer Folge
formgebende Eingriffe (Feuerstellen, Lagerstätten, Land- und Viehwirtschaft), die umgekehrt wiederum Einfluß auf die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten haben. Während zum Beispiel das Sesshaftwerden des Ur-Menschen in ersten urbanen und kollektiven Strukturen das Angebot und die Vielseitigkeit seines Nahrungsangebotes erhöhte, verkümmerte die Individualität der Speisen und Küchen. Das Thema ist freilich dem besonderen, sogenannten "kulinarischen" Verhältnis von Körper und Stadt gewidmet, d.h. der historischen, anthroposophischen Grunddarlegung und Darstellung des historisch gewachsenen Stadtplans zu seinen Funktionen und leiblichen Bedürfnissen seiner Be- und Einwohner. Ein Stadtkörper entsteht in der Regel stets im Kontext mit den Organen und Venen seiner Bürger-/Innen und ihren besonderen Leibgenüssen.
Räume des Kochens und Speisens begegnen uns überall in der Stadt, egal ob sie Räume der Konsumation, Räume der Produktion oder öffentliche Plätze des Handels und Kommunikation sind. Somit legt der Bezug zur Architektur und Stadtgestalt auf der Hand. Das viertägige Filmprogramm will mit seinem ausgewählten Schwerpunkten die Vielschichtigkeit dieser Beziehungen der Räume untersuchen, und anhand von ausgewählten Beiträgen die gegenseitige Einflußnahme von Architektur und Ernährung transparent machen.

Ernährung und Essenszubereitung: Da ist es ebenso wichtig, die unterschiedlichster Bau- und Produktions-Kategorien aufzuzeigen, wie den Blick auf das stets pulsierende Stadtleben zu werfen und dabei nichts zu vernachlässigen: die öffentlichen Straßen, Plätze, Marktplätze, Gehsteige, Stiegen, Straßencafès, Restaurants, Volksküchen, Speisehäuser, Bazare, Brunnen, Latrinen... Auf den unterschiedlichsten Dorf-, Stadtzentren bzw. Marktplätzen, in den Kaufhäusern und Fabriken, in den großen und kleinen Gaststuben, Kaffeehäusern, in den Bordellen und in den Bedürfnisanstalten trifft man unentwegt auf Urbanität im körperlichen Sinn.
In einer berühmten Stadt geboren zu sein, behauptete Euripides, sei bereits die erste Voraussetzung zum häuslichen Glück. Zum körperlichen und geistigen Wohlbefinden gehört eben eine gute Ver- und Entsorgung der Stadt.

Unsere Ernährungsgewohnheiten sind ein Produkt der sich andauernd
verändernder Lebensbedingungen und -Einflüße und richten sich naturgemäß und zivilisatorisch nach dem Produktionsstand der technischen Evolution.
So
werden hier Produktions-, Verteilungs- und Konsumations-Prozesse und das
letztendliche Erscheinungsbild unserer Lebensmittel und Essgewohnheiten mit
den Prozessen unserer modernen, kapitalistischen und globalisierten Industrie- und Stadtkultur in Beziehung gesetzt. Der Raum unserer Ernährung
umgibt uns permanent. Von der
Kolonialisierung über die unaufhaltsame
Industrialisierung zur gegenwärtige Globalisierung: all dies veränderte unser Lebensmittelangebot radikal und nachhaltig, es zeitigte irreversible Folgen in Bezug auf die Form unserer Nahrungszubereitung und -aufnahme.
Naturräume wandelten sich zu künstlichen agri- bzw. mono-kulturellen Landschaften, Produktionsräumen und Ballungszentren. Während das Sesshaftwerden des Menschen und die
Domestizierung der Nutz- und Haustiere in ersten urbanen Strukturen die Vielseitigkeit seines Nahrungsangebotes drastisch verringerte, umgekehrt das Ausdehnen der Handelswege das Angebot zunächst wiederum vervielfältigte, scheint sich im Zeitalter des "globalen Dorfes, dessen Einwohner sich mehr und mehr in virtuelle Welten (z. B. Pizza-on-line) zurückziehen, eine vermeintliche Vielfalt an Geschmäckern und Konsumgütern, jedoch von immer weniger werdenden, globalen agierenden Anbietern, abzuzeichnen.
Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, ist einem stetigen Wandel unterworfen. Heutzutage sind wir nicht mehr nur an den realen, topographischen Raum gebunden, denn längst ist es üblich, auf Wegen der Daten-Highways, Handys und Internet
Nahrungsmittel nach Hause, ins Auto oder ins Büro durch on-line-Bestellungen und schnelle Zuliefer-Services zu beschaffen. Aber ist dies jedoch noch ein realer Raum, den es architektonisch zu erfassen bzw. zu gestalten ist? Sind Architektur wie Ernährung bloß Werkzeuge einer weltumspannenden, homogenen Norm- und Vereinheitlichungsstrategie und/oder eine Reaktion auf einheitliche Standards und Globalisierungsmuster? Wie die Gleichheit der Produkte und Filialen von Burger-Kings, Pizza-Hut, Mövenpick, Wienerwald, Starbucks usw. weltweit auf allzu deutliche Wieder-Erkennbarkeit setzt, so prägt auch zunehmend eine idente Bautypologie die Stadtbilder unserer Metropolen. Diese entstehen einerseits aus zweckmäßigen Rationalisierungsgründen, anderseits aber auch als globale Referenz- und Orientierungspunkte für eine Massengesellschaft.

Der Umgang mit unseren Nahrungs- und Lebensmitteln beeinflusst aber nach wie vor unseren (semi-) urbanen Stadtlandschaft wie auch den ländlichen Raum nachhaltig, denn er verändert sich permanent mit dem Fortschritt der Produktionsbedingungen und Vermarktungsmechanismen. Aber auch verschiedene kulturelle Hintergründe prägen täglich unseren Bezug zum Essen, in weiterer Folge unsere sozialen Strukturen und dementsprechend auch unseren architektonischen Lebensraum. In welcher Form manifestieren sich unsere veränderten Ernährungsgewohnheiten und -ketten im urbanen Umfeld? Aktuelle Tendenzen locken nun den Konsumenten zunehmend weg von der eigenen
Küche. Statt die Eigentümlichkeiten und Vielfalt der lokalen und regionalen Küche zu nutzen, wird das einheitliche und schlechtere global identische Fast Food mehr und mehr zur täglichen Gewohnheit.

Freilich: Sogenanntes "Fast Food" (den Schnellimbiss) gibt es seit Jahrtausenden. Dass Ernährung ausschließlich außerhalb der eigenen Wohnambiente stattfindet, war auch in Europa lange Zeit Gebrauch und Standard für den größeren Teil von Stadtbewohnern, allein, da man nicht über den Luxus eigener Kochgelegenheiten verfügte. Das Kochen am eigenen Herd verkommt entweder zu einem Aufwärmen von
vorgefertigter Menüs von schnell vorbereiteten und konsumierbaren Zutaten oder degeneriert zum elitären Spezialistentum. Tatsächliches und aufwendiges Kochen nach Großmutters Hausrezepten und exotischem Laboratorium scheint sich zum Ritual oder Freizeitvergnügen oder gar Luxus zu wandeln. Ähnlich wie andere Life-Style- Elemente dienst es zunehmend dem gesellschaftlichen Habitus (verstärkter Individualismus) und Abgrenzung von "Low- und "High-Culture.












Zu den einzelnen Programmblöcken


Nahrung vom Reißbrett

Zu sehen sind dabei Schul- und Faktenfilme, welche die ebenso lapidare wie schwierige Frage "Fleisch und Wurst - wohin kommen Sie?" beantworten, das bäuerliche Brotbacken gleichermaßen vorstellen wie die
industrielle Broterzeugung am Beispiel einer Brotfabrik und die Milch- und Lebensmittelproduktion unter der Lupe nehmen. Die Geschichte der Mechanisierung wurde von dem Autor und Protagonisten der Industriemoderne, Dr. Sigfried Giedion, akribisch untersucht und in ähnlich einem surrealistischen Collage-Roman dargestellt: In "Die Herrschaft der Mechanisierung" (1948) wollte der Universalgelehrte Giedion mit seinen Thesen bzw. Materialien erläutern und beweisen, was geschah, als die industrielle Produktion von der intimsten Sphäre des Menschen Besitz ergriff und was es für die Entwicklung der menschlichen Evolution bedeutete, als das kapitalistische Profitdenken und die industrielle Produktion sich anschickten, die organische und biologische Substanz des Menschen zu beherrschen, als sie die (biologische) Landwirtschaft, Fisch- und Viehzucht mechanisierten, den Charakter des Brotes,
des Fleisches und der Milch völlig veränderten, oder als sie versuchten, Tiere mechanisch zu züchten und zu töten.
Das wohl hervorstechendste Merkmal der mechanisierten Agrar- und Viehwirtschaft während der industriellen Revolution zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Abkehr vom arbeitsintensiven Selbstversorgersystem und die Hinwendung zu einer rationalen Marktwirtschaft. Der Großteil der Viehwirtschaft und Produktion von Fleischprodukten wird zunehmend auf Massenproduktion und -konsumation abgestimmt. Viele der einst auf dem Bauernhof erzeugten Produkte werden durch Massenartikel in den Supermärkten verdrängt.

Angeregt durch Gideons grundlegende Analyse, beschäftigt sich auch "Bauch der Stadt" mit diesen Fragestellungen, letztlich Lebensfragen der modernen Zivilisation. Anhand von Schulbeispielen werden jene Unheimlichkeiten der Lebensmittelindustrie sichtbar, die die Vision der industriellen Mechanisierung am Reißbrett erträumte.



Fleischeslust

Ohne Zweifel ist der Fleischgenuß bei den reichen und saturierten Volkswirtschaften im Ansteigen begriffen. Beim Essen geht es bekanntlich um die österreichische Seele. Jedoch je höher der Grad der Mechanisierung ist, desto mehr wird der direkte Kontakt mit dem Tod aus dem Leben verdrängt. Die Abscheu, welche die bildenden Künstler wie Hermann Nitsch, Dieter Rot und Damien Hirst just mit
Tierkadavern in Galerien und Museen noch immer auslösen, hängt einerseits wahrscheinlich mit der brutalen Gegenüberstellung von Schein und Sein der Kunst, andererseits mit der Mißachtung des Lebens durch die moderne Gesellschaft zusammen. Gleichzeitig erinnern solche Todes-Metaphern an die Tradition der barocken Vanitas-Motive und die Endlichkeit des Menschen und laden gewissermaßen die Bedeutung des Sterbens neu auf.

Nun zum unappetitlichsten Teil des Programms: Die modernen Schlachtbänke und Wurstfabriken. Das Kennzeichen der Vollmechanisierung beim Schlachten von Tieren ist der Tod am
Fließband, durch das ein ganzer Schlachthof in einen synchronisierten Organismus verwandelt wurde. Der Beginn des hochentwickelten Mechanisierung ist durch die Eliminierung des komplizierten Handwerks des Fleischhauers bzw. Metzgers gekennzeichnet. Dieser Übergang vollzog sich naturgemäß in Amerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der massenhaften Tierhaltung und industriellen Ausbau der Fleischfabriken in Cincinnati und Chicago. Beim Metzger, der sein Vieh früher in einem handwerklichen Arbeitsprozeß einzeln schlachtete und verarbeitete, flossen die einzelnen Vorgänge des Schlachtens so ineinander, daß es manchmal schwer war, sie voneinander exakt zu trennen. Sobald man in der Massenproduktion das lebende Tier in verkaufsfertige Ware zu verwandeln begann, wird, wie überall in der Mechanisierung der modernen Viehwirtschaft, eine scharfe und weitgehende
Aufteilung in einzelne Operationen notwendig. Von Anfang an war das wirtschaftliche Interesse, eine größtmögliche Schnelligkeit beim Verwandeln des getöteten Tieres in Schlachtfleisch zu erreichen, die sich in mehreren Etappen unterteilen. Drei verschiedene Stadien sind dabei zu unterscheiden. Das erste Stadium umfasst den eigentlichen Schlachtvorgang; im zweiten Stadium wird der Kadaver gereinigt und zerstückelt und im dritten Stadium geht es darum, das Tier für den Kühlraum vorzubereiten, wo es erkalten soll. Die Organisation ging darauf aus, den Zeitverlust, den die Natur erzwang, auszugleichen und den Prozeß soweit wie möglich einem kontinuierlichen Fluß anzunähern. Damit begann die Mechanisierung in den Zeugungs- und Abwicklungsprozessen der Natur unmittelbar einzubrechen, denn die ganze Methode des Vorgehens ließ die moderne Bandproduktion entstehen.

So reibungslos war die technische und organisatorische Entwicklung der industriellen Schlachtung jedoch nicht, wie man annehmen könnte, denn trotz der vielen Versuche der Technik hat sich das Schlachttier dem mechanischen Zugriff stets widersetzt. Wie bewältigt man die unberechenbaren Faktoren und Zufälligkeiten, mit rationalen und mechanischen Vorrichtungen? Dies ist selbstverständlich auch eine Frage der Ethik.


Lager und Märkte

Von der Produktion von Lebens- und Genußmitteln geht es zur Verteilung, zur Vermarktung. Denn der Markt gilt bis heute als der eigentliche "Bauch" einer Stadt, der Treff- und Identifikationspunkt einer Stadt, wo der direkte Warentausch zwischen Produzent und Konsument noch stattfindet und Kommunikation entsteht. Der Markt ist nicht nur das Zentrum einer jeden Stadt, sondern er ist der Ursprung der Stadt.
Urbanität ohne Handel und Austausch von Waren gibt es nicht, denn Märkte sind der Bauch und das Leben der Stadt. Um die Bekanntschaft mit einer x-beliebigen Stadt zu machen, sollte man sich vorerst ihre Straßenmärkte und verborgenen Markthallen ansehen und in der Folge die Menschen in den übelriechenden Eingeweiden der Stadt beobachten. Jeder Feinschmecker oder kenntnisreiche Einkäufer zieht nach wie vor den schmutzigen und billigeren Straßenmarkt der klimatisierten Leichenhalle eines Supermarktes oder einer sterilen 'Shopping Mall' vor. Das schönste und erlebnisreichste Einkaufen erlebt man letztlich nur auf dem traditionellen Markt, denn hier ist das Gemeinschaftsleben am vitalsten. Die heischenden und laut schreienden Verkäufer-/Innen gehören zum Ambiente des urbanen Lebens in der
Großstadt. Hier findet Mann, Frau und Kind noch das mittelalterliche öffentliche Ankündigungssystem, das sich der kommerziellen Mechanisierung, Etikettierung und Produktwerbung entzieht. Wenn man an ein farbenfrohes Straßenleben denkt, so kommen einem zwangsläufig die orientalischen Märkte in den Sinn. Die Sammelbezeichnung für jede Art von orientalischem Straßenmarkt, von Marokko bis Persien, ist Bazar, das persische Wort für den arabischen Suq oder Souk, eine überdeckte (Haus-) Passage mit Läden, Cafés, Moscheen, Restaurants und Gastherbergen. Sowohl die Marktbuden des Bazars als auch die Marktstände auf den traditionellen Marktplätzen mögen den Kunden von Supermärkten im Vergleich primitiv erscheinen, weil weder ihre Ware noch ihre bauliche Erscheinung ästhetisch "verpackt" und reglementiert sind.


Waste & Taste ­ Die kreative Abfallgesellschaft

Seit es Menschen gibt, gibt es auch Abfälle. Immer mehr und immer gefährlicherer Müll entsteht, wobei es zwei Arten von Müll gibt: Entweder gibt es die Tendenz zur obsessiven
Ansammlung aus einem krankhaften Widerstreben des Wegwerfens, oder die rücksichts- wie auch achtlose Abfallbeseitigung und Vernichtung der verrotteten Waren, wovon ein wichtiger Zweig der Wirtschaft profitiert. In diesem ambivalenten Zwischenraum des Warenkreislaufes und biologischen Müll-Systems, zwischen Anschaffung, Verbrauch und Wegwerfen, spielt sich eigentlich das große Dilemma der gesamten menschlichen Zivilisation ab.
Das problematische Verhältnis von Mensch und Natur war, vom geschichtlichen Ablauf betrachtet, eine recht verträgliche Liaison. Noch sehr umständlich und mühselig hat man die Nahrungs- und Küchenreste aus den ersten Siedlungen hinaus geschafft, als jedoch die ersten Städte gebaut wurden, gab es schon eine Reihe von
technischen Maßnahmen und hygienischen Neuerungen, um den Massenmüll wegzuschaffen. Die Geschichte und Entwicklung der Stadt läßt sich ebenso unter sanitären Maßnahmen deuten und erklären als auch unter den Gesichtspunkten des Abfalls betrachten. Scheinbar banale Fragen wie bzw. warum wurden Gassen gepflastert und warum wurden Abwässerkanäle errichtet, sind kulturhistorische Implikationen einer urbanen Stadtkultur.





Kontakt Presse/Organisation:



Verein LichtBlick, Schlösselgasse 18/7, 1080 Wien

Kurt Hoffmann, Christian Neubacher

Tel.: 01/8028600, od. 01/8926134, email: neubac@hotmail.com







Gefördert von Ma 7, Referat Wissenschafts- und Forschungsförderung

location / organization
HTU Cinéstudio
Audimax der TU Wien, Getreidemarkt 9
1060 Wien
http://www.cinestudio.at/ www.myspace.com/cinestudio
oswald@allesfilm.com


termin versenden
diesen termin versenden

more events
weitere termine am 05.02.

kontakt
dieser termin wurde von HTU Cinestudio eingegeben ...
 
 
artists communication theory information organizations network
==== ©reated '98-'01 by a.c.t.i.o.n. ====