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das Krokodil / Oper für 12 Sänger un 1 Krokodil


26.02.2003, 20:00 - 20.06.2003

Das Krokodil

eine Oper für 12 Flügel und 1 Krokodil - UA

von Jury Everhartz nach einem Fragment von Fjodor M. Dostojewski



eine Produktion des sirene Operntheaters

www.sirene.at







Premiere am 26. Februar 2004 um 20 Uhr

28. Februar, 2., 4., 5., 6. März 2004

im Jugendstiltheater am Steinhof

Baumgartner Höhe 1

Kartenreservierung unter 0676 362 20 83



Kartenpreise 28 / 25 und ermässigt 18 / 15



Musikalische Leitung - Marino Formenti

Regie - Kristine Tornquist

Bühne - Jakob Scheid

Kostüm - Vesna Tusek

mit.

Rupert Bergmann (Bass). Marco Di Sapia (Bariton).

Lisa Fornhammar (Sopran). Bernd Fröhlich (Tenor). Alfred Werner (Bariton).

und mit.

Barbara Dorfmann (Alt). Pia Ernstbrunner (Alt), Nahoko Fort-Nishigami (Alt)

am Klavier.

Christine David. Ulrike Fendel. Jeff Greiman. Jan Janicki. Elena Larina. Ariane Matiakh. Benjamin McQuade. Susanna Möller-Spaemann. Bernhard Ott. Guergov Rossen. Sigrid Trummer. Kyōko Yoshizawa.



Iwan Matwejewitsch landet aus Unachtsamkeit im Bauch eines Krokodils - und in Folge stellt sich heraus, dass es aus ökonomischen Gründen unmöglich ist, ihn daraus wieder zu befreien. Dostojewskijs frühe Kapitalismuskritik ist eine absurde Irrfahrt in den ganz normalen Wahnsinn. Die vernünftelnde Logik des Geldes wird in dieser skurrilen Geschichte ebenso aufs Korn genommen wie die lähmende Umständlichkeit der Bürokratie. Der Berliner Komponist Jury Everhartz hat daraus eine Oper für 12 Klaviere gemacht, die nun vom sireneOperntheater im Wiener Jugendstiltheater unter der Leitung des Mailänder Pianisten und Dirigenten Marino Formenti zur Uraufführung gebracht wird. Die Sprache des Textes findet in der Vertonung mit 12 Klavieren eine optimale Umsetzung und die schwarzen Flügel figurieren auch gleich als Bühne, auf der sich die Geschichte abspielt. Die Sänger spielen gelegentlich auch Klavier, die Pianisten singen und wechseln ihre Rollen laufend. Mal sind sie Aktionäre in Affenmasken, Tänzer für die flirtsüchtige Strohwitwe Jelena, dann wieder Zeitungsleser in einem Cafe. Die Gesellschaft, die Dostojewskij so geistreich und bissig karikiert, wird von Regisseurin Kristine Tornquist und Bühnenbildner Jakob Scheid so witzig wie bedrückend als ein wendiges Spiel über Kapitalismus, Egoismus, Eitelkeit in Szene gesetzt.

Das Krokodil



Im Erzählfragment Das Krokodil von 1865 verarbeitet Fjodor M. Dostojewskij nach einer mehrjährigen Reise durch Europa die "materialistische Seelenlosigkeit", die er dort vorfand. Das Krokodil nimmt sowohl die bürokratische Denkweise, die sich vom unmittelbaren Leben so absurd entfernt hat, aufs Korn, als auch die aus Europa nach Russland dringende rationalistische Ökonomieidee. Daß der Besitzer des Krokodils, der sich weigert, sein Kapital eines Menschenlebens wegen zu opfern, ein Deutscher ist, ist kein Zufall. Dostojewskij war zwar einerseits ein leidenschaftlicher Gegner von Europa und insbesondere Deutschlands, vor allem aber ließ sich darin die russische Unterwürfigkeit vor aus Europa importierten Ideen darstellen: das "ökonomische Prinzip", von dem die Rede ist, meint den Ursprung des Kapitalismus aus der Aufklärung und seiner Begleitwissenschaften in Büchern wie Mandevilles Bienenfabel (1724), J.O. de la Mettrie´s L´homme maschine, Jeremy Benthams Principles of Morals and Legislation (1780) und Utilitarismus von der "Benthamschen Denkmaschine" John Stuart Mill. Diese urkapitalistischen Ideen verknüpften sich in der russischen Beamtenschicht mit den harten feudalistischen Strukturen, der Leibeigenschaft und der tiefreligiösen Anlage zu einem absurden Konglomerat von Mißachtung des Menschenlebens. Begeistert wird vertreten, was den Untergang verursacht.



"Wir sind allesamt aus Gogols Mantel hervorgeschlüpft", damit beschreibt Dostojewski seine Generation unter Gogols Einfluss. Wie Gogols "Nase" (1835) wird "Das Krokodil" (1865) einerseits von der Tradition phantastischer russischer Sagen getragen, zum anderen vom Hang zum Phantastischen in der europäischen Romantik. Und wie in Gogols "Mantel" der Mantel ein Katalysator der menschlichen Beziehungen wird, ist auch das Krokodil, das Iwan verschluckt und sein Leben wendet, nur eine Versuchsanordnung, die Struktur der Beziehungen und der bürgerlichen Gesellschaft unter Druck zu beobachten. Dabei muss man zum Schluss kommen, dass das Krokodil weit weniger gefährlich ist als die Gesellschaft. Iwans Vorgesetzter lässt seinen Beamten sofort wie eine heisse Kartoffel fallen, seine Frau nimmt seine Lage als Vorwand, ihn (endlich) zu verlassen, der Krokodilsbesitzer denkt mit Freuden an die geschäftlichen Vorteile, die ihm Iwans Nachteile verschaffen und die Presse nützt das Ereignis für ihre Propagandazwecke. Sigismund von Radecki konstatiert den russischen Blick: "Dabei wird "die Welt" nicht als böse hingestellt, sondern gerade wie sie ist: lauwarm, halb böse, halb gutmütig, halb gleichgültig, es ist recht eigentlich eine ScheinweltÖ" Das Gefährliche hat keine Zähne, sondern besteht in der Hingabe an das Faktische, in dieser lauen, durchaus modernen Haltung, sich mit den Übeln gemütlich einzurichten - da man eine schlechte Situation aus diesem und jenem praktischen Grund, aus Faulheit oder Mangel an Phantasie tolerieren müsse, könne man ja gleich versuchen, davon zu profitieren. Dieser Zynismus ist in Dostojewskis "Krokodil" aber ins Lächerliche gemässigt.

Jorge Luis Borges schreibt dazu: Das bürokratische und hierachische Rußland, das uns Dostojewskijs Werke vorführen, ist wohl nicht allzu verschieden von dem unserer Tage. Die kleinliche Bürokratie ist, satirisch überhöht, das Hauptthema der unvollendetetn Phantasie vom Krokodil. Die Atmosphäre ist die des Traumes, der schon fast in den Alptraum umschlägt. Aber dank dem humoristischen Ton und der albernen Trivialität der Hauptpersonen versinkt er nicht in dessen Abgründen. Der Leser mutmaßt, daß Dostojewskij nicht mehr wußte, wie er aus dem Krokodil wieder herauskommen sollte – das würde erklären, warum diese Erzählung keinen Abschluß findetÖ



die Geschichte



Das Krokodil, gezeigt in einer Schaubude, verschlingt Iwan Matwejewitsch, der es mit seinem Spazierstock ein wenig reizt, um seine Frau Jelena zu beeindrucken, mit einem Bissen. Die erste Aufregung legt sich schnell, nachdem klar wird, daß Iwan unverletzt geblieben ist. Und nun beginnt ein absurde Spiel um vernünftelnde Unvernunft und verschiedensten Eigeninteressen, die sich hinter dem sogenanten ökonomischen Prinzip verbergen.

Der Krokodilbesitzer, ein radebrechender Deutscher, weigert sich, sein Kapital, das Krokodil, zu opfern und für Iwans Befreiung zu schlachten. Er freut sich über das heranströmende Publikum, das nun viel mehr zu zahlen bereit ist. Das ökonomische Prinzip geht über alles, hört man aber auch Iwan Matwejewitsch aus dem Bauch des Krokodils. Er hofft, aus dem Bauch des Krokodils heraus seine kruden Gesellschaftsideen besser vertreiben zu können und berühmt zu werden. Seine Frau, Jelena Iwanowna, findet nach dem ersten Schreck ihren neuen Stand als eine Art Witwe äußerst interessant und befreiend. Iwan Matwejewitschs Vorgesetzter Timofej Semjonowitsch, der helfen soll, hält Verschlungenwerden für unanständig und rät - aus Gründen des ökonomischen Prinzips - die ganze Sache als Privatangelegenheit zu behandeln und diskret abzuwarten. Nur Semjon Semjonowitsch, der väterliche Freund, kann nicht begreifen, daß sich alle sofort und gerne in das Schicksal fügen, doch seine Versuche, den absurden Zustand zu beenden, scheitern an der Gleichgültigkeit und Verblendung der Betroffenen.

Als jedoch Semjon Semjonowitsch Iwan Matwejewitsch die ersten Zeitungsberichte vorliest, in denen der seinen aufsteigenden Ruhm erwartet, ist die Enttäuschung groß. Denn die Wahrheit ist darin völlig entstellt. Es heißt darin sogar, ein Betrunkener hätte unzivilisierterweise das europäische Krokodil aufgefressen, die russische Gesellschaft sei der europäischen Zivilisiertheit noch nicht gewachsen und ähnliches. Hier endet Dostojewskis Fragment abrupt.

Wenn man heute, 140 Jahre später, den fortschreitenden Erfolg gerade dieser aus "dem Westen” importierten Idee - einer liberalistischen, deterministischen Ökonomie, die ein trauriges Abfallprodukt der Aufklärung ist, betrachtet, müsste Dostojewski das Krokodil heute so fertigschreiben, dass Iwan Matwejewitschs Verblendung sich ausbreitet und alle bereit sind, ins ökonomische Krokodil einzuziehen, ja sogar ganz versessen darauf, sich einen guten Platz im Krokodil zu sichern. Denn der neoliberalistische Kapitalismus ist heute ja nicht mehr eine unter vielen Ideen, aus denen man wählen könnte, sondern praktisch die einzige, die zu Auswahl übrig geblieben ist.



Semjon Semjonowitsch:

Was soll aber aus Iwan Matwejewitsch werden?



Timofej Semjonowitsch:
Darauf will ich doch hinaus. Nun bedenken Sie: Kaum daß sich das Kapital des Krokodilführers durch Iwan Matwejewitsch verdoppelt hat, sollen wir dem Grundkapital selbst den Bauch aufschneiden? Hat das Sinn?
Iwan Matwejewitsch müßte stolz sein, daß er den Wert eines ausländischen Krokodils verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht hat.
location / organization
Jugendstiltheater
Baumgartner Höhe 1
1140 Wien
www.jugendstiltheater.co.at
jugenstiltheater@ows.magwien.gv.at


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