  Exposé der Ausstellung
"Margenes (Ränder). Lissette Solorzano. Ramón Pacheco.”
Lissette Solorzano und Ramón Pacheco erzählen uns Geschichten aus Kuba. Geschichten aus den Randschichten einer utopischen Gesellschaft, die sich seit einigen Jahren überdies noch mit der strahlenden Konsumwelt der ausländischen Touristen messen muss. Während Kubaurlauber Erinnerungen wie bunte Hochglanzbilder von Tänzerinnen in farbenfrohen Kostümen, türkisblauem Meer und exotischen Cocktails in die Heimat mitbringen, zeigen uns diese kubanischen Fotografen in sich versunkene Menschen in kahlen Innenräumen. Technik und Inhalt scheinen sich in diesen Werken zu bedingen und man will meinen, dass beide Künstler sich jedenfalls für das Medium der Schwarzweiss-Fotografie entschieden hätten, selbst wenn man in Kuba schnell und kostengünstig im Farblabor entwickeln lassen könnte. So wird aus der Not eine Tugend und die kubanischen Künstlerinnen und Künstler stehen im allgemeinen (entgegen dem internationalen Trend der Fotokunst zu immer aufwendiger gefertigten C-Prints) immer noch vorwiegend selber in die Dunkelkammer.
Dies gilt insbesondere für Lissette Solorzano, die neben ihrer künstlerischen Tätigkeit im Fotolabor des nationalen Fotomuseums in Havanna arbeitet. Und auch für Ramón Pacheco, der als Fotoreporter in der Provinzstadt Matanzas seit Jahrzehnten dem Ruf der Hauptstadt widersteht.
Ohne Zweifel beziehen sich beide auf die großen Meister der dokumentarischen Fotografie, jedoch außerhalb der Tradition der epischen Fotografie der frühen Revolutionsjahre, mit ihren Helden der Arbeit und den politischen Porträts von Che Guevarra, Camillo Cienfuegos und Fidel Castro.
Seit der Erfindung des Mediums beschäftigten sich Fotografen immer wieder mit der Darstellung von Randgruppen der Gesellschaft. Denken wir nur an Lewis Hine's Milieustudien aus den Arbeitervierteln der industrialisierten Großstädte oder an Dorothea Lange's fotografischen Zeugnisse der Wirtschaftskrise im ländlichen Amerika.
Nicht anklagend, sondern auf einfühlsame Weise erzählen uns Lissette Solorzanos und Ramón Pachecos eindringliche Werke die Schicksale von Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft wiederfinden, von Alten und Kranken, in Obdachlosenheimen oder "sozial benachteiligten Bezirken". Obwohl man auf der sozialistischen Karibikinsel keine Favelas, Bandenkriege oder Straßenkinder findet, weil der Traum von einer gerechteren, solidarischen Gesellschaft weiterlebt, gibt es trotzdem Grenzgänger, Randkulturen und Ausgegrenzte. Die künstlerische Beschäftigung mit diesem soziologischen Fransenwerk gewinnt gerade in einem Land an Brisanz, welches das Ideal anstrebt, eine Gesellschaft ohne Straßenkriminalität, Drogensucht oder Arbeitslosigkeit hervorzubringen. Auf recht unterschiedliche Weise porträtieren Solorzano und Pacheco ihre Heimat, welche einen immer tieferen Spagat zwischen sozialen Idealvorstellungen und ökonomischer Realpolitik wagt. In dieser Ausstellung sind sie mit Werken vertreten, die sich thematisch wie ästhetisch ergänzen. Nicht zuletzt bieten uns diese Fotografien – frei von jeglichem platten Provokationsgestus – Einblicke in eine Welt jenseits bunter Klischees und Urlaubskatalog-Idyllen.
Die Ausstellung besteht aus ca. 30 s/w Fotografien im Format 30 x 40 cm, wird von Jessica Wyschka und Moritz Neumüller kuratiert und in Zusammenarbeit mit dem nationalen Fotomuseum von Havanna und dem Kforumvienna realisiert.
a r t i s t s
- Lissette Solorzano
- Ram?n Pacheco
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location / organization
Kforumvienna
Gumpendorfer Str. 68
1060 Wien
http://www.kforumvienna.com
office@kforumvienna.com
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