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V'01: Ce vieux rêve qui bouge, Tout droit jusqu'au matin, Les héros sont immortels
24.10.2001, 21:00
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Ce vieux rêve qui bouge
This Old Dream That Moves
Regie: Alain Guiraudie
Frankreich 2001 / 50 Minuten / 35 mm/1:1,33/Farbe / OmeU
Alain Guiraudie
Die letzten Arbeiter einer schließenden Fabrik schlagen die Zeit tot, halten ihr Mittagsschläfchen unter bunten Sonnenschirmen, die im Hof herumstehen, trinken Bier. In diese gespannte und träge Atmosphäre bricht ein junger Facharbeiter ein, der für den Abbau einer Maschine engagiert wurde. Langsam bringt der Neuankömmling die Dinge aus dem Gleichgewicht, indem er das vage sexuelle Begehren eines Werkmeisters und, deutlicher, das eines der älteren Fabrikarbeiter weckt. Man sieht, worauf eine oberflächliche Lektüre Alain Guiraudies schönen Film reduzieren würde: auf die bloße Verlagerung eines Szenarios rund um Homosexualität in ein ungewohntes Milieu. Doch das hieße auf die warmherzige Beschreibung der Beziehungen zu vergessen, die sich zwischen den verschiedenen Figuren entwickelt, eine einfache und fundamentale Geschichte voller sanfter Melancholie. (Jean-Francois Rauger)
Ich hatte schon lange vor, auf Industriegelände, genauer gesagt an aufgelassenen Standorten, zu drehen. Ich wollte einen Film über die Welt der Arbeiter machen, über die Zeit der Fabrikschließungen und die davon ausgelösten Kündigungswellen. Die Einstellung zur Arbeit interessiert mich ebenfalls: zu sehen, wie sich die drohende Arbeitslosigkeit darauf auswirkte. Zu Beginn war es einfach eine vage Idee für einen Dokumentarfilm, nicht mehr. Ich fand keinen originellen Blickwinkel für die Problematik. Parallel zu dieser Idee für eine Dokumentation arbeitete ich an einem anderen Film: einer Geschichte über das Begehren zwischen drei Männern rund um Befriedigung und Fantasien. Als ich diese beiden gegensätzlichen Projekte miteinander kombinierte, hatte ich meinen Ansatzpunkt. Er erlaubte mir auch, die traditionelle Bilderwelt des homosexuellen Milieus zu verlassen. Indem ich das Aufriss-Szenario in einer extrem männlichen Arbeitswelt ansiedelte, konnte ich dem «gay-pride»-Effekt etwas entgegensetzen. Ich hatte einfach Lust, Menschen zu filmen, die auf den ersten Blick nicht schön sind, aber dennoch verführen können. Ich hatte es satt, dass homosexuelle Helden immer schön sein müssen. (Alain Guiraudie)
Es ist noch nicht so lange her, da konnte Alain Guiraudie für seine Filme keine Geldgeber finden; niemand wollte sie haben. Heute ist aus dem hässlichen Entlein ein Schwan geworden, und das französische Kino hat einen neuen Poeten gefunden, einen außergewöhnlichen Bildhauer, ein Genie der Worte. Man sehe sich nur den Titel seines neuen Films an: «Dieser alte Traum, der sich bewegt». Mallarmé hätte das nicht schöner formulieren können. Dass der Titel aus einem Chanson von Lavilliers stammt, «Les barbares», fällt nicht ins Gewicht. (Vincent Ostria)
ALAIN GUIRAUDIE
Geboren 1964 in Villefranche-de-Rouergue, Aveyron. Arbeitet zur Zeit an seinem ersten Langfilm Rabalaïre. Filme: Les héros sont immortels (KF, 1990), Tout droit jusqu'au matin (KF, 1994), La force des choses (KF, 1997), Du soleil pour les gueux (2000). Für Ce vieux rêve qui bouge wird er 2001 mit dem renommierten Prix Jean Vigo ausgezeichnet, ebenso mit dem Großen Preis der Jury und dem Publikumspreis beim Festival in Pantin.
http://www.viennale.at/de/programm/film.shtml?191
Tout droit jusqu'au matin
Regie: Alain Guiraudie
Frankreich 1994 / 11 Minuten / 35 mm/1:1,37/Farbe / OF/K
Alain Guiraudie
Eine nächtliche Straße in Villefranche. Ein Maler malt heimlich die Stadt rot, wird entdeckt und läuft vor einem jungen Mann davon. Dieser, arbeitslos ist und ohne Familie, wandert durch die Straßen und hält einen Monolog, in dem er Gespräche mit einem gewissen Henri wiedergibt. In diesen Gesprächen geht es um die großen Fragen des Lebens: ob man Arbeit braucht, um glücklich zu sein; was sich zwischen gestern und heute verändert hat; was es bedeutet, seine Freiheit zu verlieren und sich an etwas oder jemanden zu binden; ob man Wesentliches verpasst hat; ob man Zeit verlieren oder gewinnen kann. Er trifft auf drei Jugendliche, die auf dem Gehsteig miteinander reden, und fordert sie auf, anderswo zu diskutieren, weil sie den alten Mann im Haus über ihnen am Schlafen hindern. Er geht weiter und nimmt seinen Monolog wieder auf.
Wir Leute aus Aveyron sind Bauern, die mit ihrer Scholle verwurzelt sind. Es war schwer für mich, nach Paris zu gehen. Dort habe ich als Pizzabote und Nachtwächter gearbeitet. Schließlich kehrte ich zurück nach Villefranche. Meinen zweiten Film habe ich dort gemacht. Was für ein Genuss, in den Straßen dieser Stadt zu drehen. (Alain Guiraudie)
ALAIN GUIRAUDIE
Geboren 1964 in Villefranche-de-Rouergue, Aveyron. Arbeitet zur Zeit an seinem ersten Langfilm Rabalaïre. Filme: Les héros sont immortels (KF, 1990), Tout droit jusqu'au matin (KF, 1994), La force des choses (KF, 1997), Du soleil pour les gueux (2000). Für Ce vieux rêve qui bouge wird er 2001 mit dem renommierten Prix Jean Vigo ausgezeichnet, ebenso mit dem Großen Preis der Jury und dem Publikumspreis beim Festival in Pantin.
http://www.viennale.at/de/programm/film.shtml?193
Les héros sont immortels
Regie: Alain Guiraudie
Frankreich 1990 / 14 Minuten / 16 mm/1:1,33/Farbe / OF/K
Alain Guiraudie
In einer ländlichen französischen Kleinstadt. Vor einem Kirchenportal treffen sich in mehreren aufeinanderfolgenden Nächten zwei leger gekleidete junge Männer. Es ist ziemlich offensichtlich, dass es sich um (Film-)Journalisten handelt, die auf einen gewissen Machin warten, von dem die Zukunft ihrer Zeitschrift La Coquille abhängt. Während sie so stehen und warten, erzählen sie einander, was sie tagsüber erlebt haben, und zwar in dem für Alain Guiraudie typischen rasanten Tempo - ohne Punkt und Komma. Schließlich geben sie das Warten auf und gehen weg. (Petra Metelko)
Dialoge in furiosem Tempo zu sprechen fällt Alain Guiraudies Helden so leicht und wirkt bei ihnen so natürlich wie bei anderen Leuten das Atmen. Das Schöne dabei: Diese gedrechselten und geschliffenen Sätze haben soviel Witz, dass es sich lohnt, dieses pausenlose Palaver über sich ergehen zu lassen. In vieler Hinsicht erinnert Les héros sont immortels, Guiraudies beeindruckende erste kinematografische Übung, an Samuel Becketts absurden Klassiker Warten auf Godot. Warten auf den Geldgeber, könnte man auch sagen: Guiraudie drehte den Film mit bescheidensten Mitteln. (Marcus Reinertz)
ALAIN GUIRAUDIE
Geboren 1964 in Villefranche-de-Rouergue, Aveyron. Arbeitet zur Zeit an seinem ersten Langfilm Rabalaïre. Filme: Les héros sont immortels (KF, 1990), Tout droit jusqu'au matin (KF, 1994), La force des choses (KF, 1997), Du soleil pour les gueux (2000). Für Ce vieux rêve qui bouge wird er 2001 mit dem renommierten Prix Jean Vigo ausgezeichnet, ebenso mit dem Großen Preis der Jury und dem Publikumspreis beim Festival in Pantin.
http://www.viennale.at/de/programm/film.shtml?192
(Mit freundlicher Genehmigung der VIENNALE)
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